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So bekommt ihr einen stabilen inneren Frieden

Wir waren bei einer Meditation mit «Shenpen Suisse» dabei. Das ist ein Verein, der in diesem Jahr sein 20-Jahr-Jubiläum feiert.

Bündner Woche
23.10.24 - 11:00 Uhr
Leben & Freizeit
Um den inneren Frieden zu finden, meditiert die Praxisgruppe des Vereins «Shenpen Suisse» gemeinsam.
Um den inneren Frieden zu finden, meditiert die Praxisgruppe des Vereins «Shenpen Suisse» gemeinsam.
Archiv

von Chiara Schmed

«Wenn wir beginnen zu meditieren, erkennen wir erst, wie unser Geist ständig beschäftigt ist», beginnt Edith Walther zu erzählen. Die langjährige Mitwirkerin bei «Shenpen Suisse» nimmt sich ein Kissen und legt es auf ihren Stuhl. Ihr Vereinskollege Mark Hässig ist ebenfalls vor Ort. Auch er schnappt sich ein Kissen und platziert dieses am Boden. Edith Walther und Mark Hässig vertreten bei diesem Termin mit der «Büwo» die Praxisgruppe des Vereins «Shenpen Suisse», der dieses Jahr sein 20-jähriges Jubiläum feiert. Heute wird gemeinsam meditiert. Genauso, wie die Praxisteilnehmenden es alle zwei Wochen bei ihren Treffen in Chur machen. Dazu aber später mehr.

«Bevor wir mit der Meditation beginnen, begeben wir uns in eine bequeme Haltung», sagt Mark Hässig mit einem ruhigen Ton. «Schaut, dass ihr stabil auf dem Stuhl oder Boden sitzt», instruiert er weiter und rückt sich zurecht. «Die Wirbelsäule ist gerade, den Kopf neigen wir leicht nach unten und die Zunge positionieren wir locker an der Decke der Mundhöhle», weist Mark Hässig an. Die Position stimmt, nun geht es ans Meditieren.

Objektmeditation

Für das Treffen mit der «Büwo» haben Mark Hässig und Edith Walther die Shamatha Meditation ausgewählt. Diese eigne sich besonders gut für Anfänger. Hierbei benötigt man ein beliebiges Objekt, beispielsweise eine Blume oder eine Kerze. Die Meditation funktioniert ganz einfach. Edith Walther erklärt den Ablauf: «Wir lassen den Blick während fünf Minuten ganz entspannt auf dem Objekt. Durch das Loslassen unserer Gedanken wird unser Geist ruhig und friedvoll, Körper und Geist können sich entspannen und wir finden Zugang zu unserer Weisheit und Klarheit. Die auftretenden Gedanken blockieren wir nicht, wir lassen sie nur kommen und wieder gehen.» 

So weit so gut. Das klingt ziemlich banal, schliesslich muss man sich nur auf ein Objekt fokussieren und dabei nichts Weiteres tun. Also, versuchen wir es. Edith Walther läutet mit einem Glöckchen. Die fünfminütige Meditation hat begonnen. 

Der Blick ist auf das Objekt gerichtet. Durch den Mund wird ein- und ausgeatmet. Eigentlich ist das Prozedere ziemlich entspannend. Dennoch treten ständig ungewollt irgendwelche Überlegungen auf: «Was koche ich heute Abend? Wann muss ich morgen aufstehen? Was muss ich noch alles erledigen?» Schnell wird klar, dass es für den Geist nicht einfach ist, sich nur auf ein Objekt zu fokussieren. Doch genau diesen Punkt hat Edith Walther im Vorhinein erwähnt; man soll die Gedanken nicht blockieren, aber ihnen auch nicht folgen. «Wenn ihr bemerkt, dass ihr in Gedanken abdriftet, dann bringt eure Aufmerksamkeit einfach zurück zum Objekt», waren ihre Worte. Eine enorme Konzentration ist gefragt, das Prozedere fordert Übung – und Übung macht ja schliesslich den Meister. 

Die Glocke läutet, die Meditation ist um. Diese fünf Minuten sind ziemlich lange erschienen. Und sie haben gezeigt, was für unglaublich viele und unerwartete Gedanken der Geist ständig produziert – ohne, dass man es aktiv wahrnimmt. Höchste Eisenbahn, um sich über das Geschehene auszutauschen. Auch das ist Teil bei den Treffen. 

Edith Walther und Mark Hässig begeistern sich beide für die Dzogchenlehren.
Edith Walther und Mark Hässig begeistern sich beide für die Dzogchenlehren.
zVg

Edith Walther und Mark Hässig räumen die Kissen weg und setzen sich mit der «Büwo» an den Tisch. Die beiden sind in der Meditation geübt. Schliesslich treffen sie sich mit dem sowohl politisch, als auch konfessionell neutralen Verein alle zwei Wochen in Chur. Auch privat meditieren die beiden gerne. «Am Anfang erscheint es schwierig, den Geist ruhen zu lassen, aber wenn wir durchhalten, werden wir innere Veränderungen erfahren», meint Edith Walther. Es sei aber auch normal, dass Meditation für Anfängerinnen und Anfänger als anstrengend empfunden werde.


Studium der Dzogchenlehren

«Bei unseren Praxis- und Studientreffen meditieren wir nicht nur, wir vertiefen uns auch in die Dzogchenlehren», berichtet Mark Hässig, der von der Meditation ganz entspannt wirkt. 

«Dazu gehört die Praxis, wie es die Mönche im Kloster machen, und Studium der buddhistischen Lehren, über die wir uns am Schluss austauschen», führt Edith Walther fort. Auch sie wirkt ganz gelassen. Für die Teilnehmenden sei dieser Austausch eine grosse Bereicherung im Leben. Sie streben gemeinsam das Ziel an, die Illusion des Geistes zu erkennen und den Geist auch im Alltag ruhen zu lassen. Dafür helfen sowohl die Meditation als auch die Weisheiten der Dzogchenlehren.

Der Verein organisiert Vorträge und Seminare in der Schweiz mit «Seiner Eminenz, dem 7. Dzogchen Rinpoche» und unterstützt seine karitativen Projekte. Neben Chur gibt es auch eine Praxis- und Studiengruppe in Basel. «An internationalen Retreats im Dzogchen Kloster in Südindien sowie in den Clear Mind Dzogchen Zentren in Südfrankreich und Australien treffen wir den Lehrmeister unserer Linie ‹S.E. den 7. Dzogchen Rinpoche›». 

Er sei ein verwirklichter Dzogchenmeister und ist Halter der Dzogchenlinie. Dzogchen gehört zur Nyingma Tradition, der ältesten der vier grossen Traditionen des tibetischen Buddhismus. «Als ich den Meister das erste Mal sah und mit ihm meditierte, fühlte ich mich wie neu in die Welt verliebt», erinnert sich Mark Hässig.

20-Jahr-Jubiläum

Der Zusammenhalt und die Energie unter Gleichgesinnten, wie hier beim Verein «Shenpen Suisse», sei einmalig. Man verstehe einander und bringe sich weiter. «Die Praxis ist ein wichtiger Teil meines Lebens», betont Edith Walter. Sie ist von Anfang an, genauer gesagt seit 2004, mit dabei und engagiert sich mit vollem Herzblut für «Shenpen Suisse». Dies basiert auf ehrenamtlicher Basis. Ihre Vorfreude auf den Tag der offenen Tür am 26. Oktober aufgrund des 20-Jahr-Jubiläums ist riesig: «Wir freuen uns auf zahlreiche Besuchende», meint sie.

Das Treffen mit der «Büwo» ist vorüber. Die Meditation war eine neue Erfahrung und hat gezeigt, dass der Geist intensiv arbeitet – und das rund um die Uhr. Mark Hässig und Edith Walther wissen, wie man mit diesem Gedankenkarussell umgehen kann. Und das unter anderem dank ihrer intensiven Beschäftigung mit den Dzogchenlehren. 

Tag der offenen Tür
Am Samstag, 26. Oktober findet von 11 bis 16 Uhr an der Tittwiesenstrasse 29 in Chur im zweiten Stock ein Tag der offenen Türe statt. Der Verein «Shenpen Suisse» informiert über seine karitativen Projekte und stellt das neuste Buch «Meditation for modern Madness» von Dzogchen Rinpoche vor. 

Jeweils um 12, 14 und 15 Uhr wird die Gelegenheit angeboten, an einer geführten tibetisch buddhistischen Meditation teilzunehmen. Nebst der Vorstellung des Meditations-, Praxis und Studienangebotes in Chur besteht auch Raum für persönlichen Austausch. Es werden Getränke und kleine Imbisse offeriert. 

Mehr dazu erfahrt ihr hier.

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